Dartagonia

The House of the L(iqu)ord

Zur Einstimmung ein wenig Musik

 

  Text copyright © by Soma Uhde  
 


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Gin und die Folgen
 

 
 

Schlagen wir doch mal bei jemandem nach, der echt was davon versteht, also bei Charles Schumann in Schumanns "American Bar". ER schreibt zu Gin, besser als ich es je könnte:

GIN an der Bar
Eine Bar ohne Gin ist wie die italienische Küche ohne Pasta. Wie die Spaghetti al pomodoro, so ist der Gin an der Bar die Basis für unendlich viele berühmte Kreationen und in den Händen eines erfahrenen Barmannes zu allem geeignet. Keine Spiritouse konnte ihn je erreichen. Mit keiner anderen wurden so viele klassische Cocktails und Drinks kreiert.
Ohne Gin gäbe es nicht den König der Cocktails, den Martini Dry; gäbe es nicht den alkoholischen Durstlöscher Nr. 1 - den Gin Tonic, oder den Pink Gin - die Medizin der Bar.
Es gäbe auch nicht den bekanntesten Longdrink - den Gin Fizz-, der sogar in "cocktaillosen Zeiten" getrunken wurde. Und es gäbe natürlich auch nicht Phillip Marlowes Lieblingsgetränk - den Gimlet.
Gin steht für mich an erster Stelle als Basisalkohol zum Mixen. Wenn ich mich für eine einzige Spirituose entscheiden müßte, dann wäre es mit Sicherheit der Gin. Gin ist geduldig, er ist aromatisch, weich und unaufdringlich und dadurch wie keine andere Spirituose ideal zum Mixen. Er braucht keinen zusätzlichen Alkohol, der ihn aufwerten müßte. Gin ist die Spirituose, die fast mit allem harmoniert. Aus Ehrfurcht vermische ich ihn nie mit einem anderen Basisalkohol.

Diesen wahrlich aufwühlenden Worten von Bruder Schumann ist im Grunde nichts hinzuzufügen. Ein paar Kleinigkeiten vielleicht noch.

Wer endlich einmal einen "richtigen" einen "gescheiten" Gin probieren möchte, sollte Finsbury, Gordons (sprich NICHT Jordons, sonder mit G wie Glück) beiseite lassen und stattdessen zu Bombay Sapphire oder Tanquerey greifen. Bombay ist schon großes Kino aber Tanquerey Ten stiehlt ihm vielleicht doch die Show ( von The London Gin rate ich ab, der ist zwar sehr teuer, aber zu "kräuterig").

An dieser Stelle sind ein paar Worte zum König der Cocktails, dem Martini Dry angebracht. Die - wahrscheinlich (zumindest für mich) - perfekte Rezeptur:

5-7 trockene (!) Eiswürfel in einen Shaker geben
1 Teil Noilly Prat und
7 Teile Bombay Sapphire hinzugeben und dann
mit einem Barlöffel UMRÜHREN (s.u.)
In ein (eisgekühltes!) Kelchglas abseihen und mit 1 - 2 Oliven (mit Kern) vollenden

Nachfolgend, die wichtigsten Zitate zum Martini Dry:

Glück bedeutet einen anständigen Martini, ein anständiges Essen, eine anständige Zigarre und eine anständige Frau ... oder eine unanständige Frau - je nachdem, wieviel Glück man verkraften kann.
Robert Burns

Martinis should always be stirred not shaken so that the molecules lie sensuously on top of one another.
W. Somerset Maugham

One martini is alright, two is too many, three is not enough.
James Thurber

Zu 007 "Geschüttelt, nicht gerührt" also "Shaken not stirred"
Also, was James Bond da immer trinkt, ist kein Martini Dry, sondern ein Wodkatini. Die einfache Variante ersetzt einfach den Gin durch Wodka, die richtige ist eine Mischung aus Gin UND Wodka. Und dann greift eine der Basisregeln der Bar, dass Mixturen aus nur zwei Ingredienzien nur gerührt werden (GIN + Noilly Prat = rühren) und bei mehr (Gin + Wodka + Vermouth = Shaken) wird geshaked. Es ist also nicht einfach nur reiner Snobismus, wenn Mr. Bond auf "Shaken" besteht. Obwohl im Original Roman wird Lillet Blanc verwendet, den es in der damaligen 60er Jahre Variante (bitterer als heute) so gar nicht mehr gibt, weshalb es heute im Grunde nicht mehr möglich ist, den James Bond Cocktail genau nachzumixen, den sein Erfinder Ian Fleming damals im Sinn hatte. Der Drink, den Daniel Craig in Casino Royal ordert, ist allerdings in der Tat sehr lecker.
Damit will Reverend Uhde die heutige Andacht erst einmal unterbrechen. In der nächsten Predigt schauen wir kurz, woraus Gin gemacht wird und auch wie die Sours mit den Fizzes und den Collinses zusammenhängen!
(und was zum Henker ist ein Jynnan Tonnix?!)

Bis dahin o Brüder und Schwestern, lasset ab vom unreinen Fusel und preiset stattdessen des Bacchus edle Geschöpfe!
 

 
 

 Gin, Sours, Fizzes und Collinses 

So, zum Abschluss der Grundausbildung über Gin noch ein paar Infos zum abrunden.
Gin an sich ist eine Spirituose auf Basis von hoch ausgebranntem, neutralem Alkohol und diversen Aromaträgern, insbesondere Wacholder, Koriander und diversen anderen Kräutern und Gewürzen. Bei der Herstellung werden die Aromaträger entweder zusammen mit der Kornmaische destilliert (aufgekocht) oder (BESSER!) die Alkoholdämpfe beim Destillieren direkt über frische Wacholderbeeren und andere Gewürze geleitet und nehmen dabei die subtilen Aromen mit. Beispielsweise wird Bombay Sapphire auf diese Art und Weise hergestellt. Die klassischen Aromaträger sind: Wacholder (oft aus D), Koriander, Lakritze, Angelika, Veilchenwurzeln, Kassie-Rinde, Anis, Kardamom, Mandeln, Zitronen/Orangenschalen. Wichtig ist besonders weiches Wasser und natürlich das Können der Brennmeister, die diese Dinge zu einer köstlichen Gesamtkomposition vermählen (oder auch nicht, und diese Resultate gibt´s dann bei Aldi....).
Bevor ich nun zu einem meiner Top-Favoriten dem "Gin-Fizz" komme, kurz ein paar Anmerkungen, was ein Fizz überhaupt is (reim Dich oder ich....)
Die Familien der Sours, Fizzes und Collinses hängen auf erfreulich unkomplizierte Art zusammen:

Ein SOUR ist grundlegend eine Mischung aus Zitronensaft (IMMER UND UNBEDINGT FRISCH GEPRESSTEN nehmen!), Zucker (Sirup) und einer Spirituose.
Ein FIZZ ist ein geschüttelter SOUR, der mit Soda aufgefüllt wird.
Ein COLLINS ist ein mit Soda verlängerter SOUR (ähnlich dem Fizz), wird aber im Gegensatz dazu gerührt und nicht geschüttelt und i.d.R. mit Zitrone und Kirsche garniert.

Aus einem Gin-Sour kann somit ein Gin-Fizz oder ein Tom-Collins werden (das ist der GIN-Collins und gleichzeitig der bekannteste der Collinses).

Fizzes und Collinses sind die perfekten Drinks für heiße Sommernachmittage bzw. heiße Sommerabende (und nicht dieser Caipi-Schlonz, der so en vogue ist). Leicht, fruchtig, erfrischend und anregend. Einfach perfekt.

Die Herstellung eines richtig guten Gin - Fizzes erfordert etwas Aufmerksamkeit und Hingabe, daher nehme ich mir hier einmal die Freiheit und zitiere einfach die m.E. beste Anleitung die ich je gelesen habe:

Zutaten:
5 cl Gordon's London Dry Gin
3 cl Zitronensaft
2 cl Zuckersirup
Soda
Garnitur:
Trinkhalm
Zubereitung:
4-5 Eiswürfel, Gin, Zitronensaft und Zuckersirup in den Shaker geben. Shaker in ein Küchentuch (Baumwolltuch) einwickeln und kräftig und lange (mindestens 1-2 min!) shaken. (Das Tuch ist nachher am Shaker festgefroren). In ein mit trockenen Eiswürfeln gefülltes Longdrinkglas abseihen und mit kaltem Soda auffüllen. Vorsichtig einmal umrühren.
Kategorie:
Der klassische Fizz.
erfrischend, fruchtig, spritzig, süßsauer
Bemerkung:
Dieser Drink steht und fällt mit dem frischen Zitronensaft, der Qualität des Gins und der Dauer des Shakens. Nur mit frischem Zitronensaft und durch langes Shaken erhält der Drink nachher die seidige Trübe und die leichte Schaumkrone. ...


Insbesondere den letzten Satz kann man nur unterstreichen und in der Tat, friert beim langen Shaken das Küchentuch am Shaker fest, was ein prima Anzeiger ist, um zu prüfen, ob man lange genug geshaked hat.
So, die Predigt ist mal wieder viel zu lang geworden, daher verschieben wir die Erklärungen zum "Jynnan Tonnix" auf nach der Pausel.
Grüße vom Reverend Uhde.....
 

 
 

Tripple Input

 1) Malt-Whisky Namen
Hat sich doch bestimmt fast jeder schon einmal gefragt, was denn diese komischen Namen auf den Malt-Whisky Flaschen bedeuten oder OB die überhaupt etwas bedeuten?
Die Antwort ist JA!
Viele der Namen haben tatsächlich eine Bedeutung, Glenfiddich z.B. ist das "Valley of the Deer" oder "Tal des Rotwildes", Lagavulin heißt in Wirklichkeit "Talsenke mit der Mühle" und hinter Ardbeg verbirgt sich die "Kleine Anhöhe". Ich habe mir vor Jahren einmal die Mühe gemacht die Übersetzungen der Gälischen Namen aus einem Whisky-Buch abzutippen und weil ich einfach ein verdammt netter und dufter Typ bin :unsch: , hänge ich die Liste als PDF hier an.
Viel Spaß beim Üben der Aussprache!

Zum Download

 

 
 

2) Jynnan Tonnix
Hatte ich ja beim seligen Passus über Gin (dessen Name sich übrigens von Genever ableitet) angekündigt, das "Geheimnis" um den Jynnan Tonnix zu lüften. Aus Bequemlichkeit copy&paste ich einfach den entsprechenden Passus aus "Per Anhalter durch die Galaxis (Teil 2 der Trilogie in 4 Bänden) Das Restaurant am Ende des Universums" des unglaublichen Douglas Adams hier einfach rein:

What’s a Jynnan Tonnyx?

It is a curious fact, and one to which no one knows quite how much importance to attach, that something like 85% of all known worlds in the Galaxy, be they primitive or highly advanced, have invented a drink called jynnan tonnyx, or gee-N’N-T’N-ix, or jinond-o-nicks, or any one of a thousand or more variations on the same phonetic theme. The drinks themselves are not the same, and vary between the Sivolvian “chinanto/mnigs” which is ordinary water served at slightly above room temperature, and the Gagrakackan “tzjin-anthony-ks” which kills cows at a hundred paces; and in fact the one common factor between all of them, beyond the fact that the names sound the same, is that they were all invented and named before the worlds concerned made contact with any other worlds.
What can be made of this fact? It exists in total isolation. As far as any theory of structural linguistics is concerned it is right off the graph, and yet it persists. Old structural linguists get very angry when young structural linguists go on about it. Young structural linguists get deeply excited about it and stay up late at night convinced that they are very close to something of profound importance, and end up becoming old structural linguists before their time, getting very angry with the young ones. Structural linguistics is a bitterly divided and unhappy discipline, and a large number of its practitioners spend too many nights drowning their problems in Ouisghian Zodahs.

(Douglas Adams, The Restaurant at the End of the Universe)

3) Rum
Bevor wir turnusmäßig in die Besprechung von Rum einsteigen zunächst einmal nur ein kleiner erster Appetithappen: Woher kommt der Namen "Rum"?
Nun laut der Führung, die ich einmal auf Barbados in der Rum Destille "Mount Gay" (der ältesten urkundlich erwähnten Rumdestille der Welt) genießen durfte, leitet sich RUM vom englischen Wort "rumbullion" oder "rumbustion" ab, als Kurzform, versteht sich und die bedeuten so viel wie "herumkrakeelen" oder "herumproleten" bzw. einen "Aufruhr veranstalten". Etwas in der Art.

Das ist NATÜRLICH für die Art von Rum, die Bruder Uhde dann hier besprechen wird (Ron Zacapa und Co) völlig deplatziert, ist diese Seite doch dem gehobenen, snobistisch elitärem Alkoholismus gewidmet und steht somit in scharfem Kontrast zum gewöhnlichen Quartals-Saufen. 8o

Latürnich!
Grüße aus der "House Bar of the Lord"

 

Das war es wieder für heute. Freuen wir uns auf den nächsten Besuch in
Soma Uhde's kleinem Bar Brevier.
Bis demnächst !!

 

 
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