Dartagonia

Die Abenteuer des Ambrosius Gehret  Teil 2

  Text copyright © by OPPA, The Elend on Tour  
 

 

 

 
 

Er sah sich unsicher um. Im Raum saßen vier unterschiedlich gekleidete Gestalten, die ihn halb erwartungsvoll, halb unsicher ansahen.
Er nahm auf einem der freien Stühle Platz. Unschlüssig wanderte sein Blick über die komischen Typen, die gekleidet waren, als wären sie vom letzten Kostümball übrig geblieben.
"Man sagte mir", begann er, "dass ich hier warten möge, bis die ehrwürdige Kräuterhexe Zeit für mich und mein Problem hat."
"Das ist wohl richtig", bestätigte einer der Männer, der eine blaue Uniform trug und seine rechte Hand in die Knopfleiste gesteckt hatte. Stolz streckte er die Brust vor. "Ich bin Napoleon, der beste Feldherr, den diese Welt je gesehen hat!"
Der zweite, der in ein weißes Bettlaken gehüllt war, ergänzte hoheitsvoll: "Ich bin Sokrates, der weiseste Mann, der je auf Erden wandelte."
"Und ich bin Dschingis Khan", sagte der dritte, der in ein Fellgewand gekleidet war und sein schwarzes Haar zu zwei Zöpfen gebunden hatte. "Mein Weltreich ist das größte, das es hier je gab."
Ambrosius nickte beeindruckt. Wie es schien, war er hier mitten in eine Gipfelkonferenz allerwichtigster Staatsmänner geraten. Das versprach lustig zu werden. Genau die Sorte Kurzweil um sich die Wartezeit zu vertreiben.
"Und Sie?" wandte er sich an den vierten Kostümhelden, der vom Kopf bis zu den Füssen in ein weißes Fell gehüllt war.
Dieser senkte betreten den Kopf. "Och, ich bin nur ein kleines, weißes Zwergkaninchen."
"Und um wen, wenn wir fragen dürfen, handelt es sich bei Ihnen?" fragte Napoleon.
"Ich bin Ambrosius Gehret. Ein Troll vom Stamme der Eisigen. Ich stamme aus einer Region im Nordosten der bekannten Welt. Und ich bin hier, um die Hexe nach einem Trank zu fragen mit dem ich unsere Welt retten kann."
"Klingt interessant", meinte Napoleon.
"Dann haben Sie doch sicher einen langen gefahrvollen Weg hinter sich, um hierher zu gelangen?" vermutete Sokrates.
"Ja sicher", grollte Dschingis Khan. "Bestimmt wohnt er unter einem Baum gleich hier um die Ecke, so wie der aussieht. Hast wohl die letzte Altkleidersammlung verpennt?"
Ambrosius nickte. Er war erstaunt, es mit so verständnisvollen Menschen zu tun zu haben. "In der Tat. Ich wohne unter einem Baum in einer gemütlich eingerichteten Eigentumshöhle. Und die Möbel habe ich mir von dem bekannten Schreinermeister Aeki in Roettens Knott machen lassen. Unterwegs wurde ich auf dem Weg hierher von schwarzen Adepten überfallen, denen ich mit letzter Not entkommen konnte. Deshalb hat mein Gewand auch etwas, nun ja, gelitten."
"Lassen Sie hören", forderte Dschingis Khan.
"Ja", ergänzte Napoleon. "Raus mit der Sprache! Wir wollen die ganze Geschichte."
"Also mich dürfen sie nicht fragen", murmelte der vierte. "Ich bin nur ein kleines weißes Zwergkaninchen."
Ambrosius ließ ihn Zwergkaninchen sein, was immer das auch war. Er stand auf, hob seinen rechten Arm und setzte gerade dazu an seine Abenteuer zu erzählen, als ....
Die Deribartfrau kam ins Wartezimmer. "Herr Gehret?"
"Ja?" Ambrosius stoppte gerade noch so den Schwall seiner Worte.
"Die Hexe hat jetzt Zeit für Sie. Wenn Sie bitte mitkommen möchten."
Er folgte ihr ins Auditorium und war irgendwie froh, dieser komischen Gesellschaft entronnen zu sein. Nicht, dass er seine Abenteuer nicht gerne erzählt hätte.
Basolamona Orista Davys saß hinter einem mächtigen Schreibtisch in einem bequemen Ledersessel und musterte ihren Besucher lange.
"So, Sie sind also Herr ...", sagte sie, nachdem die Frau das Zimmer wieder verlassen hatte, und warf einen Blick auf die Karteikarte, die sie ihm dagelassen hatte. "Herr Gehret?"
"Richtig."
"Wie meine Sekretärin notiert hat, halten Sie sich also für einen Troll vom Stamme der Eisigen?"
"Ja, ich bin ein Troll. Ich komme aus den fernen Ländern im Nordosten Dartagonias."
"Ah ja", machte Basolamona. "Und weswegen genau sind Sie zu mir gekommen?"
"Ich wollte Sie um den Trank der absoluten Erkenntnis bitten."
"So, so, den Trank. Und warum brauchen Sie ihn so dringend?"
Er atmete tief durch und dann sprudelte die ganze Geschichte über Mecht Kap, seinen schwarzen Legionen, der schwebenden Stadt und seinem Kampf gegen das alles nur so aus ihm heraus.
„Wenn ich dann weiß, wo die Stadt sich zum Zeitpunkt der großen Versammlung befindet, kann ich vielleicht dort eindringen und den dunklen Zauberer in der Höhle des Löwen bei den Hörnern nehmen."
Basolamona hatte ihr Kinn auf die Spitzen ihrer gefalteten Hände gestützt und hörte ihm aufmerksam zu.
"... bleibt uns nur eine Chance, wenn wir wieder ungestört unsere Pfeile werfen wollen. Hissen Mecht Kap und seine schwarzen Legionen müssen verschwinden!" endete Ambrosius schließlich und blieb kurzatmig stehen. Dass er den Text so schnell hatte vortragen müssen war wohl seiner emotionalen Erregung zu zu schreiben.
"Beeindruckend", kommentierte Basolamona. "Wirklich beeindruckend. Und auch die Aufmachung, die Sie sich da gebastelt haben. Ich muss sagen, das sieht fast echt aus."
"Das ist echt!" beschwerte er sich. „Man hat mich schließlich überfallen.“
"Klar doch, natürlich. Das sagen die Anderen auch immer. Wenn ich da nur an die vier da draußen im Wartezimmer denke."
"Ja, mir sind die Kerle auch nicht so ganz suspekt."
"Meinetwegen auch das. Warum machen Sie nicht erst mal eine Pause und machen es sich  dort auf der Liege bequem. Dann können wir uns in aller Ruhe weiter unterhalten."
Ambrosius warf der Liege einen skeptischen Blick zu. "Meinen Sie?"
"Aber ja doch. Ich weiß, anfangs ist das vielleicht etwas ungewohnt. Aber es wird Ihnen helfen, sich zu entspannen."
"Na schön." Er nestelte seinen Rucksack von den Schultern, zog seine Schuhe aus, ganz so wie seine Mutter es ihn gelehrt hatte, und nahm prüfend auf der Liege Platz. Dann streckte er sich vorsichtig aus.
"Na, wie fühlen sie sich?"
"Hm, recht gut. Das ist wirklich sehr bequem. Nicht so hart wie die Pritsche in meiner Eigentumshöhle. Ist exklusiv von Aeki, wissen Sie?"
"Ja, ich verstehe." Basolamona kratzte sich am Kinn. "Ihre Fantasien beziehen sich also nicht nur auf Ihre angebliche Mission und Existenz als Troll, sondern Sie haben auch eine komplexe Erinnerung an Ihre Unterkunft?"
"Natürlich. Ich habe da ja schließlich die letzten Jahre verbracht."
"Hm", murmelte Basolamona und machte sich paar Notizen, "Schizophrenie verbunden mit akuter Psychose und einer Amnesie."
"Wie bitte? Was sagten Sie?"
"Äh, nichts. Nicht weiter wichtig. Erzählen Sie mir ruhig mehr über sich. Haben Sie diese Aggressionsschübe und den Willen, die Welt retten zu wollen, schon länger?"
"Aber ja doch. Seit Beginn meines Beitrittes zum -Scherbischen Drei Pfeile Wurf Verband- (SDPWV)."
"Und Sie haben das nie in Frage gestellt?"
"Wieso? Ich denke, für einen Trollhelden ist das ganz normal. Schließlich sind wir die gefürchtetste Rasse in der gesamten Welt."
"Ich weiß. Das erwähnten Sie schon. Sagen sie, fühlen Sie sich als ... äh ... Held der Trolle vollkommen wohl?"
Ambrosius druckste ein wenig herum. "Nun ja, nicht so recht. Man sagt, dass ich ein ziemlich mittelmäßiger Spieler wäre. Dabei gebe ich mir wirklich alle Mühe, glauben Sie mir. Ich habe auch schon mal versucht mit Pfeilen der Erdling–Talker zu werfen."
"Warum sind Sie dann überhaupt ein Spieler geworden?"
"Das war so eine Art Unglücksfall. Ich war damals in Soma Uhdes Gasthaus und habe wohl ein bisschen zuviel Schneckensaft getrunken. Ich weiß nur noch, dass da dieser Anwerbetrupp der Erdest-Taler unter Führung ihres Königs Eiter Pirch hereinkam und die Jungs ein paar mit mir getrunken haben. Ja, und als ich dann am nächsten Tag mit einem Brummschädel aufgewacht bin, befand ich mich bereits auf dem Rücken eines Pferdes auf dem Weg nach Sicc Nervatur."
"Interessant, interessant. Was mich interessiert, dieser Eiter Pirch hat der wirklich so eine große Schließsucht?"
"Das kann man wohl sagen. Er ist schrecklich."
"Wenn ich Sie richtig verstehe, können Sie Verbandsvorsitzende und Könige also nicht besonders gut leiden?"
Ambrosius  dachte nach. "Nein", sagte er dann. "Ich finde sie grob, oberflächlich und unsensibel." Er hob die Achseln und seufzte. "Aber ich schätze, für Trolle ist das auch ganz normal."
"Glauben Sie mir, Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung", versicherte Basolamona ihm.
Er sah sie erstaunt an. "Sie meinen, Sie können mir helfen?"
"Aber sicher. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Jetzt kommt es erst einmal darauf an, dass Sie mir soviel wie möglich über sich erzählen. Kommen wir noch einmal zurück zu diesem Hissen Mecht Kap . Sehen Sie ihn eigentlich als eine Art Feindbild?"
Eine Stunde später erklärte Basolamona die erste Sitzung für beendet.
Zum Abschied schüttelte sie ihm die Hand.
"Sie kommen dann am besten gleich morgen wieder, damit wir weitermachen können."
Ambrosius nickte begeistert. "Ja, das werde ich tun." Im nächsten Moment ließ er die Schultern hängen. "Ja, aber ... wo soll ich denn solange hin? Mein Zelt habe ich verloren, und einen Platz, wo ich bleiben kann, gibt es nicht."
"Na, na, Sie müssen doch nicht gleich wieder den Kopf hängen lassen. Klar, dass ich ein Zimmer für Sie habe vorbereiten lassen"
Basolamona legte ihm beruhigend den Arm auf die Schulter. "Meine Sekretärin wird Ihnen den Weg dorthin erklären. Und morgen früh kommen Sie wieder zu mir. Und machen sich wegen der Bezahlung keine Sorgen. Wir werden da schon eine Lösung finden."
"Das geht?" fragte er ungläubig.
"Aber natürlich. Denken Sie daran: Ich bin schließlich Hexe. So, und nun machen Sie es gut. Bis morgen dann."
Nachdem Ambrosius das Auditorium verlassen hatte, blieb Basolamona nachdenklich stehen. So einen interessanten Fall hatte sie schon lange nicht mehr gehabt. Schizophrenie, Amnesie und eine ausgeprägte Psychose diese Kombination war überaus selten. Aber sie war genau das, was sie zur Bestätigung der von ihr entwickelten Davys Radikal Therapie brauchte, um all die anderen Neider davon zu überzeugen, dass sie doch Recht hatte. Erst kürzlich hatte sie sich in einem Hexenzirkel öffentlich als Phantast verspotten lassen müssen.
Phantast pah!
Bald würden diese Spötterinnen ein für allemal verstummen. Doch dazu musste sie Ambrosius erst überzeugen, dass er wirklich nur ein normaler Troll war. Und das so nahm sie sich fest vor würde sie auch tun.
An der Tür klopfte es.
"Ja, bitte?"
Es war noch einmal ihr letzter Patient. "Verzeihen Sie, ich glaube, ich habe meinen Rucksack und die Schuhe hier liegenlassen."
"Kein Problem. Nehmen Sie nur mit, was Ihnen gehört. Und damit Sie es nicht irgendwann anders hier vergessen, schlage ich vor, dass sie die Sachen morgen lieber gleich in ihrem Zimmer lassen."
Ambrosius nahm den Rucksack und die Schuhe an sich. "Wie Sie meinen, ehrwürdige Kräuterhexe. Das werde ich tun. Bis morgen dann!"

Nachdem Ambrosius endlich die Türe hinter sich geschlossen hatte blieb Basolamona noch kurz nachdenklich stehen. Hinter ihrer Stirn jagten die Gedanken in rasender Folge durch ihr hübsches Köpfchen. Dann schien sie eine Entscheidung getroffen zu haben, da sie mehrmals kurz nickte und nach draußen eilte. Dort schwang sie sich auf den Rücken eines der Drachen, ließ ihn starten und verschwand zusammen mit dem Lindwurm im dichten Nebel des Waldes am Fusse der Lidosberge.


*****


Der Wind blies die steile Wand hoch, fuhr in seinen schwarzen Mantel und liess ihn tanzen. Das Licht der Kerzen flackerte. Auf dem Tisch lagen zwei Gedecke. Hissen Mecht Kap war es gewohnt, alleine zu speisen, seit die meisten Bewohner der schwebenden Stadt vor dem drohenden Untergang  geflohen waren. Dunkelheit hing an der Decke, wuchs über Formen, die an Muster eines Rorschachtestes erinnerten, Assoziationen eines anderen Universums. Das Land draussen erstreckte sich in die Schwärze der Nacht. Er konnte die Umrisse einiger Bäume ausmachen, dahinter verschmolzen Boden und Himmel zu einer undurchdringlichen Finsternis. In Gedanken versunken faltete er die Arme vor der Brust und hielt den Kopf schief, um den Stimmen in den Wänden zu lauschen. Eine Sekunde glaubte er, das Lachen einer Frau zu hören, doch sie war dahin, sie hatte ihn verlassen, wie die anderen. Bis auf einen. Die Tür ging in seinem Rücken. Er wandte den Kopf. Eine gebeugte Figur stand am Ende des Raumes, eine dampfende Suppenschüssel in den Händen.
"Carl Tastern", murmelte der Zauberer. "Die Stunde ist fortgeschritten."
Der schwarze Adept streckte einen metallischen Arm aus.
"Lady Basolamona", meinte er.
Das Licht brach sich in den Facetten der unmenschlichen Augen. Er war das Überbleibsel eines Streits, den er mit einem befeindeten Troll ausgetragen hatte. Der Zauberer hatte keine Kenntnis davon, was diesen Menschen antrieb, es war möglich, dass er in den nächsten Minuten umfiel oder endlos weiter funktionierte. Der Name der Frau klang in seinen Ohren, sie war vor einigen Minuten eingetroffen. Ein Sturm hatte sie von ihrem Weg abgebracht. Die wahren Beweggründe verschwieg sie. Der Zauberer runzelte die Stirn, das Wetter war seit langer Zeit von düsterer Gleichförmigkeit. Es mochte sein, sie war eine Abgesandte des verbliebenen Widersachers. Finster zuckte der Zauberer mit einer Achsel, die Zeit der Kämpfe neigte sich dem Ende zu.
Die Frau schob sich an Carl vorbei und setzte sich an den Eichentisch. Sie brachte einen kühlen Luftzug mit sich. Mit einem Frösteln schloss der Zauberer das Fenster, ehe er sich zu ihr gesellte. Sie wartete geduldig, bis Carl den Teller gefüllt hatte und nahm dann einen silbernen Löffel, um sich der dünnen Suppe zuzuwenden.
Sie hob den Kopf, da sie seinen Blick spürte.
"Die Suppe ist ausgezeichnet", meinte sie zu seiner Verwunderung.
Sie besass eine angenehme Stimme. Seine Muskeln zitterten. Mit einem Finger deutete er auf den Teller. "Entschuldigt das karge Mahl, Mylady. Das Land gibt nicht viel her. Die Bauern haben ihre Höfe aufgegeben und sind nach unten geflohen."
Die Gelenke knackten, als sich Carl an seine Seite beugte und den dunklen Wein einschenkte.
Sie nickte. "Es gibt keine Zuflucht."
Doch er konzentrierte sich auf die Suppe. Er musste sich vor ihr in Acht nehmen, ihre Absichten waren rätselhaft.
"Die Abende sind kühler", bemerkte sie unvermittelt.
"Die Heizung funktioniert nicht mehr richtig", erwiderte er.
Sie hob eine Hand. "Ich bin es zufrieden, ein Dach über dem Kopf zu haben."
Nachdenklich blickte er auf. Sie hatte den Löffel auf die Seite gelegt und beobachtet ihn aus kalten Augen.
"Wann setzt Ihr die Reise fort?"
Sie benetzte die Lippen mit der Zungenspitze, ehe sie antwortete. "Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Dunkelheit das Land verschlingt."
Er seufzte. "Ist das so?"
"Wir wissen es beide. Ihr seid gewiss ein mächtiger Zauberer, doch keine Magie kann das Unausweichliche aufhalten. Eure Tage scheinen gezählt."
Zwischen halb geschlossenen Augen musterte er ihr Gesicht. Ihre Lippen waren breit und sinnlich, die Augen von einem dunklen Grün, das ihn zu verschlingen drohte.
Er wischte sich über die Lider. "Die Mahlzeit macht mich schläfrig."
Sie lächelte. "Es muss einsam sein,  hier oben."
Mit einer Hand strich sie die Haare nach hinten. Ihre Blicke trafen sich, und eine Sekunde stand sein Atem still, während der er die exquisiten Rundungen ihres Leibes mit unerträglicher Intensität gewahrte.
Dann schüttelte er den Kopf, er konnte sich keine Gefühle leisten. "Carl wird ein Kaminfeuer einrichten und Wolldecken bereit legen."
Sie zögerte, dann schob sie den Teller zurück. "Keine Ahnung, was Sie zu dem Mann gemacht hat, der Sie geworden sind", sagte sie kühl und erhob sich. "Habt Dank für die Gastfreundschaft. Morgen in der Früh werde ich aufbrechen und nicht weiter zur Last fallen. Eine Mahlzeit und ein sauberes Bett sind mehr, als ich in dieser unwirtlichen Gegend zu finden hoffte."
Sie wandte sich ab, um den Raum zu verlassen. Ihre Bewegungen waren geschmeidig, die Haut ihres Rückens bleich wie das kalte Antlitz des Mondes. Er schloss die Augen. Erinnerungen einer anderen Zeit drangen in sein Bewusstsein. Keiner von ihnen hatte gewusst, dass die friedliche Zeit nur noch von kurzer Dauer war.
"Was ist mit ihnen los?" Ihre Augen funkelten, als sie sich ihm zuwandte.
Sein Blick wanderte über die braune Haut ihrer nackten Schultern.
Geschirr klapperte gedämpft. Carl entfernte die Teller vom Tisch und wünschte eine gute Nachtruhe. Der Zauberer rieb sich die schmerzenden Augen. Er nahm mit einer Hand das Weinglas und führte es hastig an die Lippen. Er trank gierig , setzte das Glas zornig auf den Tisch und verliess den Raum. Aus der Küche hörte er die Geräusche des letzten Getreuen. Mit gesenktem Haupt wanderte er durch die verlassenen Gänge des Landhauses. Zum wiederholten Male suchte er nach einem Weg, das Vergangene ungeschehen zu machen, doch das Vergangene entzog sich der Macht der Magie. Er stieg eine gewundene Treppe hoch in einen Erker, der aus der Südseite des Hauses wuchs. Bücherreihen kletterten die Wände empor. Der Geruch von uraltem Pergament hing in dem Raum, auf einem Schreibtisch lagen vergilbte Blätter, bedeckt mit Wörtern in einer Sprache, die ausser ihm niemand in dieser Welt noch verstand.

*****   

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